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Di 14.09.21

Auch Pokalgegner sagt ab: Großer Frust beim SV Hummetroth
B-Ligist TSV Neustadt hat das Spiel gegen die Elf von Thomas Epp abgesagt. Dieser ist darüber ziemlich verärgert.

Eric Hartmann: Sportredakteur
Von Eric Hartmann, Sportredakteur

 

ODENWALDKREIS - Die Enttäuschung war deutlich zu spüren, der Frustfaktor ist bereits früh in der Saison ziemlich hoch. Thomas Epp, Ex-Profi und Trainer des Fußball-A-Ligisten SV Hummetroth hatte gerade von der Absage des Pokalspiels seiner Mannschaft beim B-Ligisten TSV Neustadt erfahren, da ließ er seiner Enttäuschung freien Lauf. „Das ist doch lachhaft, dass die Mannschaften jetzt auch im Pokal nicht gegen uns antreten wollen. Das kann ich absolut nicht nachvollziehen.“

 

Es hat sich einiges angestaut bei Epp, was aber sicherlich nicht nur mit der Absetzung des Pokalspiels, das für den heutigen Mittwoch geplant war, zusammenhängt. Die Neustädter sind das dritte Team, das einem Duell mit den mit Regional- und Hessenligaerfahrenen Spielern besetzten Hummetröthern aus dem Weg geht. Drei Absagen bei fünf Pflichtspielen – das frustriert Epp. „Wo bleibt da der Sportsgeist? Ich dachte immer, dass man sich gerade gegen starke Mannschaften beweisen möchte. Ich habe schon mit vielen Trainerkollegen darüber gesprochen – so etwas gab es wohl noch nie.“

 

Schwöbel lädt Vereine zur Videokonferenz

 

Türkspor Beerfelden und Türk Breuberg hatten im Ligabetrieb bereits vorzeitig die weiße Fahne gehisst. Beide Spiele wurden mit 3:0 für Hummetroth gewertet. Beerfelden und Breuberg begründeten die Absagen jeweils mit personellen Problemen, in allen anderen Ligapartien traten sie jedoch an. „Ob das wirklich die Wahrheit war, werden wir wohl nie erfahren“, sagt Hartmut Schwöbel. Der Kreisfußballwart des Odenwaldkreises steht den Absagen ebenfalls kritisch gegenüber und hatte deshalb bereits in der vergangenen Woche zu einer Videokonferenz mit allen A-Liga-Vereinen eingeladen. „Wir wollen diesem Trend frühzeitig entgegenwirken und haben deshalb das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht“, so Schwöbel.

Dort hätten Clubs, deren Saisonziel der Klassenerhalt ist, beispielsweise argumentiert, dass die Leistung gegen Hummetroth im weiteren Saisonverlauf sowieso nichts zähle. Auch in der A-Liga Odenwald treffen alle Teams zunächst einmal aufeinander. Im Anschluss spielen die ersten Sieben die Aufstiegs- und alle weiteren Mannschaften die Abstiegsrunde aus. In diese können allerdings nur Punkte gegen Mannschaften mitgenommen werden, die in der zweiten Saisonhälfte ebenfalls um den Ligaverbleib kämpfen. „Trotzdem sieht es der Kreisfußballausschuss als unsportlich an, die Spiele gegen Hummetroth deshalb abzusagen“, sagt Schwöbel.

 

SG Bad König/Zell peilt Spielverlegung an

 

Sollte eine Mannschaft tatsächlich Probleme haben, für die Partie gegen den großen Aufstiegsfavoriten elf Spieler zusammenzubekommen, gebe es ja noch die Möglichkeit der Spielverlegung, betont der Odenwälder Kreisfußballwart. Diese Möglichkeit habe die SG Bad König/Zell bereits angefragt, die am kommenden Sonntag auf Hummetroth treffen würde. Auch diese Partie steht also auf der Kippe. Beim 3:0-Auswärtssieg gegen Türk Breuberg am vergangenen Sonntag reiste Bad König/Zell noch mit 16 Spielern an. Jetzt soll die Partie ebenfalls wegen personeller Probleme verschoben werden. „Ein Geschmäckle bleibt bei solchen Themen immer“, kommentiert Schwöbel die Situation.
Grundsätzlich sieht es danach aus, dass die Mannschaften einfach keine Lust auf einen Vergleich und die damit verbundene, womöglich hohe Niederlage gegen den SVH haben. Die 1b des TSV Höchst (1:11) und der FC Finkenbachtal (0:7) traten gegen den Top-Favoriten an und gingen gnadenlos unter. „Trotzdem haben die Spieler dieser Teams versucht, sich zu beweisen. Und zu Hause gegen Finkenbachtal konnten wir unseren Zuschauern auch mal etwas bieten“, sagt Epp. Der Verein rechne bei jedem Heimspiel mit 150 bis 200 Zuschauern, bei einer Absage würden Einnahmen bis zu 2500 Euro fehlen.

 

Im Falle des TSV Neustadt und der Absage im Pokal sei nun tatsächlich ein akuter Spielermangel der Grund gewesen. „Ich hätte für das Spiel nur zwölf Mann zur Verfügung gehabt und dabei selbst auf der Bank gesessen“, sagte Nikolaos Kotsikas, 51-jähriger Trainer des B-Ligisten. Er sehe seinen Verein nun als „Opfer der Absagen anderer Vereine“ und könne den Ärger von Epp und seinem Team nachvollziehen. „Mir tut das wirklich leid für den SV Hummetroth, aber in dieser Konstellation hätte es keinen Sinn ergeben.“

 

Seiner Mannschaft habe er die Partie als „absolutes Highlight“ verkauft, und der ganze Verein hätte sich auf das Duell gefreut. Klingt in diesem Fall also endlich einmal wieder nach einer sportlich-fairen Herangehensweise.

 

 


 

 

Mi 22.9.21
Stefano Trizzino: So viel investiert er in den SV Hummetroth
Der Mäzen klärt im Interview über die Finanzen beim A-Ligisten auf, nennt die Gründe seines Engagements und beschreibt, wie groß der Widerstand im Odenwald ist.

Eric Hartmann: Sportredakteur
Von Eric Hartmann, Sportredakteur

 

HUMMETROTH - Die Saison in der Kreisliga A ist gerade mal vier Wochen alt, da gibt es schon wieder eine Menge Aufregung um den großen Aufstiegsfavoriten SV Hummetroth. Das hängt in gewisser Weise auch immer mit Mäzen Stefano Trizzino zusammen, der seit fünf Jahren viel Geld in den Verein steckt. Im Interview erklärt der 54-Jährige, warum er das macht, wie er Spieler aus der Regional- und Hessenliga in das kleine Dorf im Odenwald gelotst hat und welche Ziele er mit dem SVH erreichen will.

 

Herr Trizzino, drei von fünf Mannschaften haben ihre Spiele gegen den SV Hummetroth abgesagt, Ihre Partie am vergangenen Wochenende wurde verlegt. Der Saisonstart verläuft also alles andere als planmäßig. Wie sehr ärgert Sie das?
Total. Ich war ja selbst mal Fußballer und da will man sich doch gerade gegen eine Mannschaft wie unsere mal messen. In der Liga ist jetzt erstmal das Gegenteil eingetreten, die Gegner verlieren anscheinend lieber mit 0:3 am grünen Tisch. Das hätte ich nie für möglich gehalten.

 

Vor zwei Wochen lud der Odenwälder Kreisfußballwart zu einer Videokonferenz wegen der Absagen ein. Einige Vereine bekundeten, dass es keinen Sinn mache, gegen ihre Mannschaften anzutreten. Können Sie das nachvollziehen?
Nein, ich finde das sportlich eine Katastrophe. Gerade gegen uns können sich doch die Spieler beweisen, die vielleicht auch mal höher spielen wollen. Das gab es in dieser Form schon lange nicht mehr im Odenwald, aber dass wir dort auf so einen Widerstand treffen, war so nicht zu erwarten.

 

Weitere Absagen sind derzeit nicht auszuschließen. Haben Sie Angst, dass Ihre Spieler irgendwann die Motivation verlieren, in einer der untersten Klassen im Odenwald aufzulaufen?
Das kann schon passieren, ja. Ich habe mit den Spielern gesprochen, und habe appelliert, dass sie die Lust und den Willen nicht verlieren sollen. Als Feedback kam, dass sie schon noch motiviert sind. Unsere Kicker möchten Fußball spielen und ärgern sich genauso wie ich. Sie trainieren fleißig und freuen sich auf das nächste Spiel. Grundsätzlich hoffe ich aber, dass die Stimmung nicht kippt.

 

Thema Motivation: Was steckt eigentlich hinter Ihrem Engagement beim SV Hummetroth? Warum investieren Sie in einen Odenwälder A-Ligisten?
Das hat mehrere Gründe. Ich sehe mich nicht als den klassischen Investor, der eine Fußballmannschaft groß machen will, sondern ich investiere in den ganzen Verein und in den Odenwald. Ich möchte neben meinem Engagement beim SVH einen weiteren Verein gründen, voraussichtlich eine gemeinnützige GmbH, um den Menschen aus der Region eine Chance zu geben, sich über den Sport zu integrieren. Ein Ziel dabei ist zum Beispiel, dass Eltern ihre Kinder dann zu einem unserer Sommercamps vorbeibringen und sie sich dort auf sportlicher, psychologischer und sozialer Ebene weiterentwickeln können.

 

Woher kommt dieser Gedanke?
Ganz einfach, weil ich mich in jungen Jahren selbst über den Sport in Deutschland integriert habe. Ich kam mit sechs Jahren nach Deutschland, saß in einer Schulklasse und konnte kein Deutsch. Für mich war das die schwerste Zeit meines Lebens. Ich habe mich dann dem FC Höchst angeschlossen, weil ich ganz in der Nähe des Sportplatzes gewohnt habe, und wurde sehr gut aufgenommen, was mir in dieser Zeit extrem geholfen hat. Das Gleiche möchte ich jetzt auch anderen Kindern bieten.

 

Bleiben wir aber mal bei der Ersten Mannschaft des SV Hummetroth – welche Ziele streben Sie dort durch Ihre Investitionen an?
Kurzfristig, also in den nächsten zwei Jahren, möchten wir in die Gruppenliga aufsteigen. Wenn ich merke, dass wir die Ziele erreichen, können wir mit der Zeit auch über höhere Ligen sprechen. Darüber hinaus ist es mir aber auch wichtig, dass das gesamte Projekt gut angenommen wird im Odenwald. Ist das nicht so oder bleibt der Widerstand so hoch wie jetzt, kann es auch sein, dass ich mich zurückziehe und woanders ein neues Projekt starte.

 

Heißt das, dass Sie dann auch nichts mehr in den sportlichen Bereich investieren?
Nein, das nicht. Wenn das gemeinnützige Projekt im Odenwald über die Jahre nicht angenommen wird, dann suche ich mir einfach einen neuen Standort dafür. Aber in die Mannschaft und in den Verein, der gerade richtig aufblüht, investiere ich weiter.

 

Bleiben wir beim Thema Finanzen: Wie viel investieren Sie in die Mannschaft?
Für Trainer und Spieler sind das bis zu 90.000 Euro im Jahr, verteilt über zehn Monate. Für die A-Liga ist das natürlich verrückt, das wissen wir auch, das ist schon eher auf Verbandsliga-Niveau. Fünf Spieler haben zusätzlich einen Arbeitsplatz in einem meiner Unternehmen erhalten und bekommen für den Fußball nur Kilometergeld. Drei weitere Jungs stammen aus meinem Familien- und Bekanntenkreis, die bekommen ebenfalls nur den Sprit bezahlt. Grundsätzlich wollten Thomas Epp (Trainer SV Hummetroth, Anm. d. Red.) und ich von Beginn an eine schlagkräftige Truppe mit Gruppenliga-Niveau zusammenstellen, mit der wir unsere kurzfristigen Ziele sicher erreichen.

 

Mit welchen Ansätzen – außer dem finanziellen Teil – haben Sie es geschafft, Spieler die Regional- und Hessenligaerfahren sind, nach Hummetroth zu locken?
Ich habe den Jungs weitere Perspektiven rund um die Erste Mannschaft aufgezeigt. Wie eben gesagt, besteht die Möglichkeit, in einem meiner Unternehmen einen Arbeitsplatz zu finden und Geld für das Leben zu verdienen. Darüber hinaus wollen wir Trainerposten in Jugendmannschaften, deren Aufbau geplant ist, anbieten und natürlich auch Stellen in unserer gemeinnützigen GmbH, die kommen soll. Nur mit Geld hätten wir diese Spieler nicht verpflichtet. Es geht dabei auch um eine Lebensperspektive.

 

Über die Finanzierung und den Verein grundsätzlich wird im Odenwald mit Sicherheit nicht nur positiv gesprochen – interessiert Sie das?
Ich habe da inzwischen viel Hornhaut entwickelt. Wenn man irgendwo nach oben möchte, hat man nicht immer nur Freunde. Da ich aus der Gegend komme, weiß ich allerdings, wie die Menschen dort ticken. Trotzdem ist es schon enttäuschend für mich, wenn ich zum Beispiel zum Auswärtsspiel fahre und mein Auto dort bespuckt wird oder ich beleidigt werde. Was aber sonst hinter meinem Rücken über den Verein gesprochen wird, interessiert mich nicht.

 

Bereits in der vergangenen Saison hätte die Qualität des Kaders wohl dicke ausgereicht, um in die Kreisoberliga aufzusteigen. Warum wurden jetzt nochmal Spieler zum Beispiel von Regionalligist Viktoria Aschaffenburg oder Hessenligist Rot-Weiß Walldorf dazu geholt?
Neben der Tatsache, dass wir auch in der kurzen, zurückliegenden Saison Punkte haben liegen lassen, habe ich noch viele weitere Probleme in der Mannschaft gesehen. Mit dem Trainerstab und dem Kader aus der vergangenen Spielzeit hätten wir unsere kurzfristigen Ziele niemals erreicht. Ich möchte schönen Fußball sehen und unsere Zuschauer auch. Das war damals nicht so. Deshalb haben wir mit Thomas Epp einen absoluten Trainer-Fachmann an Land gezogen, Schwachpunkte im Kader analysiert und ihn dementsprechend verstärkt.

 

Einer, der Ihrer Mannschaft auch in diesem Jahr sicherlich weitergeholfen hätte, ist Ex-Profi Lucas Oppermann. Er hat den Verein nach einem Jahr aber wieder verlassen. Warum?
Lucas wollte zu früh zu viel im Verein bewegen. Er hat sich sehr stark engagiert, aber der SVH war noch nicht bereit, seinen Vorstellungen folgen zu können. Er hat damit noch mehr Unruhe reingebracht. Da er sich ein bisschen zu viel um das „Drumherum“ gekümmert hat, hat er nicht mehr die Leistung auf dem Platz gebracht, die ich mir erhofft hatte. Insgesamt finde ich das sehr schade, weil ich Lucas als Typ schätze.

 

Jetzt sind Sie ja bereits seit fünf Jahren dabei und haben eine Menge Geld investiert. Wie zufrieden sind Sie und auch Ihre Anhänger mit der Entwicklung des Vereins?
Im sportlichen Bereich bin ich sehr zufrieden – vor allem durch die Verpflichtung von Thomas Epp. Das war die beste Entscheidung für das ganze Projekt. Mit den Fans bin ich ebenfalls glücklich. Wir haben zum Teil über 200 Zuschauer bei unseren Heimspielen und auch unter der Woche wird unser Vereinsheim zum Beispiel für Stammtisch-Treffen genutzt. Wenn ich das sehe, geht mir das Herz auf und deshalb habe ich auch das Gefühl, das Richtige zu tun.

 

 


 

 

Mi 22.9.21
„Völliger Bullshit“: A-Ligisten kritisieren SV Hummetroth
In der A-Liga Odenwald brodelt es wegen des großen Aufstiegsfavoriten gewaltig. Jetzt äußert sich erstmals die Konkurrenz. Zudem droht dem SVH eine weitere Absage.

Von Eric Hartmann und Thomas Nikella

 

ODENWALDKREIS - A-Ligist SV Hummetroth sorgt im Odenwald weiter für großen Wirbel. Die Mannschaft von Neu-Trainer Thomas Epp ist auch dank der großen finanziellen Hilfe von Mäzen Stefano Trizzino mit Spielern aus der Regional- und Hessenliga besetzt und in der drittuntersten Spielklasse im Prinzip konkurrenzlos. Die Liga-Konkurrenz, die zum Teil gar nicht erst gegen den SVH antritt, äußert sich nun erstmals zu dem Modell „SV Hummetroth“:

 

Waldemar Kalus, 1. Vorsitzender, FSV Erbach: Wir haben für Sonntag um eine Spielverlegung gebeten, da wir viele Verletzte haben und ohne Bestbesetzung nicht gegen Hummetroth antreten wollen. Wenn der von uns angestrebte Termin von Klassenleiter Hartmut Schwöbel nicht akzeptiert wird, sind wir auch bereit, dem SVH die drei Punkte zu schenken.
Grundsätzlich kann ja jeder mit Geld machen, was er will - aber die Investitionen in Hummetroth finde ich völlig daneben. Sie machen den Amateursport kaputt. Ich verstehe auch, dass Amateurspieler nicht gegen solche hochbezahlten Kicker antreten wollen. Die Widerstand in der Liga ist sehr groß, das habe ich schon aus Gesprächen mit den Jungs herausgehört.
Der SV Hummetroth ist eine zusammengebaute Mannschaft, kein arrivierter Verein in der Region. Stefano Trizzino sagte im ECHO-Interview, er investiere seit fünf Jahren in den Verein und die Umgebung. Sie haben keine zweite Mannschaft und keine Jugendarbeit. Wo sehe ich da also was von den Investitionen? Das ist völliger Bullshit und ich kann Herrn Trizzino deshalb auch nicht ernst nehmen. Ich bin seit zehn Jahren in der Erbacher Jugendarbeit aktiv und weiß, wie viel Zeit das kostet.

 

Timo Sauer, Trainer, SG Bad König/Zell: Mit Blick auf das Spiel am Donnerstag haben wir frühzeitig beim Klassenleiter um eine kurzfristige Verlegung gebeten, da wir aus beruflichen Gründen personelle Probleme hatten. Uns hätten gleich mehrere Stammspieler auf wichtigen Positionen gefehlt, die qualitativ und quantitativ nicht zu ersetzen waren. Das wäre gegen so eine Mannschaft absolut inakzeptabel gewesen. Mir ist völlig unverständlich, warum diese Verlegung nun kritisiert wurde. Ich kann ja den Unmut von Hummetroths Trainer Thomas Epp nach den vielen Absagen zuvor verstehen. In unserem Fall ist der aber unangebracht, zumal wir lediglich um eine Spielverlegung gebeten haben.
Nicht verschweigen will ich, dass es in A-Liga generell wegen des Hummetröther Konzepts brodelt. Es ist schon verrückt, welche Summen hier in einen Kreisliga-Verein investiert werden. Hier fehlt mir die Verhältnismäßigkeit trotz aller Ambitionen, die von der Vereinsführung vorgegeben werden. Gerade der wichtige Bereich Jugendförderung wird hier bislang vollkommen vernachlässigt, für den andere Odenwälder Vereine, unter anderem die TSG Bad König, jedoch viel Geld investieren müssen. Dass es auch anders geht, zeigt uns aktuell der TSV Seckmauern, der seinen Kader durch geduldige sowie qualifizierte Jugendarbeit über Jahre auf stabile Füße gestellt hat und nun die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Ich denke, unser Spiel gegen Hummetroth kann auch eine gewisse Signalwirkung für die gesamte Liga und Spielbereitschaft der A-Ligisten haben.
Selbstverständlich werden wir dagegenhalten, aber der Gegner ist um drei bis vier Klassen höher einzuschätzen. Und da ist es dann auch eine Qualitätsfrage, die letztlich zum Tragen kommt und über den Spielausgang entscheiden wird.

 

Dominik Seip, SG Rothenberg, Abteilungsleiter Fußball: Wir haben vereinsintern noch nicht darüber gesprochen, aber wir werden in knapp zwei Wochen wohl gegen Hummetroth antreten. Dann kriegen wir halt die Hucke voll, umso schneller ist dieser Verein dann aber raus aus der Liga. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass so viel Geld in eine Mannschaft in der drittuntersten Liga im Odenwald investiert wird. In der A-Liga wird ansonsten ja auch viel mit ehrenamtlicher Motivation bewerkstelligt, deshalb ist das Modell SV Hummetroth gar nicht in meinem Sinne.

 

Björn Rumler, 2. Vorsitzender, TSV Höchst: Wir hatten vor unserer 1:11-Niederlage gegen Hummetroth auch darüber gesprochen, ob wir antreten wollen. Unser Trainer der Ersten Mannschaft, Christian Remmers, hat sich dann dafür ausgesprochen und das Spiel sollte dann als Lerneinheit für unsere junge, zweite Mannschaft dienen. Am Ende haben wir elf Gegentore kassiert und ärgern uns jetzt in gewisser Weise schon, denn andere Teams, die gegen Hummetroth vor dem Spiel schon aufgeben, gehen mit einer 0:3-Niederlage raus.
Grundsätzlich sprechen wir uns auch gegen das Modell des SV Hummetroth aus und ob die Summen aus dem Interview mit Stefano Trizzino stimmen, lassen wir mal so stehen. Sie haben keinen Unterbau, keine zweite Mannschaft - wie soll das in Zukunft weitergehen?
Trizzino war selbst mal Sponsor in unserem Verein und konnte damals schon viele Versprechen nicht einhalten.

 

 


 

 

Do 23.9.21
Trizzino kontert Kritik

Das Engagement von Mäzen Stefano Trizzino bei Fußball-A-Ligist SV Hummetroth sorgt im Odenwald unterdessen weiter für mächtig Aufruhr. Innerhalb der Liga brodelt es gewaltig, am Mittwoch übten gleich vier A-Ligisten scharfe Kritik am Projekt des Italieners beim SVH. Das wollte dieser aber nicht so stehen lassen und reagierte umgehend.
„Der SV Hummetroth ist der interessanteste Verein im Odenwald, weil er es geschafft hat, die besten Spieler aus der Region zu verpflichten. Ich kann verstehen, dass das Modell polarisiert. Wir brauchen allerdings noch etwas Zeit, um unsere Ziele, die weit über den sportlichen Erfolg der Ersten Mannschaft hinausgehen, zu erreichen.“

 

Ein Ziel sei der Aufbau einer zweiten Mannschaft, die ab der kommenden Spielzeit an den Start gehen soll. „Wir haben bereits einen Trainer im Blick, der sich um das Personal kümmert, und planen fest mit einer 1b ab der Saison 2022/2023“, sagt Trizzino. Zuletzt ging der SV vor zwei Jahren mit einer Reserve an den Start, für diese Saison hätten sich Neu-Trainer Thomas Epp und Trizzino dagegen entschieden, weil zu wenige Kicker dafür zur Verfügung gestanden haben. „Wir haben fast zehn Spieler an Türk Breuberg verloren. Sie hatten gehofft, in unserer Ersten Mannschaft Fuß zu fassen, das hat aber nicht gereicht“, so der Investor. Epp habe ihm allerdings schon klar signalisiert, dass er zur kommenden Saison fest mit einem Unterbau rechne, beginnend mit einer Zweiten Mannschaft.

 

Ebenfalls zum Unterbau eines Fußballvereins zählt eine Jugendabteilung, die den Hummetröthern aktuell auch fehlt. Diese möchte Trizzino im Zuge der geplanten Gründung der gemeinnützigen GmbH ins Leben rufen. Trainiert werden sollen die Nachwuchskicker dann von Spielern der 1a, der Italiener bringt dafür Mittelfeldmann Daniele Toch oder Abwehrchef Ugurtan Kizilyar ins Gespräch. „Das sind Spieler, die einerseits jeder kennt und andererseits viel Erfahrung aus der Regional- und Hessenliga vorweisen können. Das macht es ja umso attraktiver für jüngere Akteure.“ Epp lerne Toch und Kizilyar schon jetzt bereits an, gelegentlich leiten die beiden auch mal das Training der Ersten Mannschaft.

 

Als „großes Aushängeschild der ganzen Region“ bezeichnet der Italiener die Jugendarbeit von Kreisoberligist TSV Seckmauern. Der aktuelle Erfolg der Ersten Mannschaft überrasche ihn daher wenig, Seckmauern führt die Kreisoberliga zurzeit mit sechs Siegen aus sechs Spielen klar an. Um etwas von dem Standpunkt abzurücken, Trizzino sei der klassische Geldgeber einer einzelnen Mannschaft, betont der 54-Jährige, dass er auch dort in den Nachwuchs investiere. „Ich habe für die Jugend in Seckmauern neue Trainingskleider und Präsentationsanzüge bezahlt – auch deshalb, weil mir die Arbeit dort so gut gefällt.“

 

Trotz allem sieht er die Kritik wegen des Aufbaus mehrerer Mannschaften für Kinder und Jugendliche vor allem aus dem Lager von Gruppenligist TSV Höchst und Ligakonkurrent SG Bad König/Zell kritisch. „Die beiden schaffen es doch selbst nicht, einen ordentlichen Unterbau auf die Beine zu stellen.“ Bad König könne zudem nicht mal mehr eine eigene Erste Mannschaft stellen, das sei bedenklich. „Das Vereinsleben hat sich in den letzten 20 bis 25 Jahren stark verändert, vieles leider zum Negativen.“

 

Die Jugend des TSV Höchst, wo Trizzino zwischen 2008 und 2011 als Präsident und Sponsor aktiv war, spiele heute noch in von ihm finanzierten Trikots. Auch deshalb verstehe er die Kritik von dort an seiner Person nicht. Björn Rumler, Zweiter Vorsitzender in Höchst, sagte, Trizzino habe in seiner Zeit beim TSV einige Versprechen gemacht, dieser aber nicht eingehalten. „Ich weiß nicht, was er damit meint. Ich habe damals einen finanziell angeschlagenen Verein übernommen und viel Geld reingesteckt. Zum Beispiel auch für die Tribüne und Sitzbänke, die heute noch genutzt werden“, sagt der Italiener. Zu den Gründen, warum er den TSV nach drei Jahren wieder verlassen hat, wollte Trizzino sich nicht äußern.