(aus dem Main Echo vom 24.12.2012)

 

Der älteste Schiri weit und breit
edgar burger2012Edgar Burger ist ein Unikum auf den Sportplätzen zwischen Aschaffenburg und Miltenberg und dem benachbarten Hessen. Während andere Rentner am Sonntag Nachmittag gemütlich ihren Kaffee trinken, rennt er im Alter von 75 Jahren mit der Pfeife in der Hand über das Fußballfeld und achtet darauf, dass die Kicker die Regeln einhalten. Und das schon seit dem 11. November 1966.


Damals leitete ein 29-jähriger Referee namens Edgar Burger bei der C-Klassen-Partie zwischen dem TuS Sommerkahl und der Spielvereinigung Heigenbrücken sein erstes Spiel. „Und ich war mit meiner Leistung zufrieden. Denn die Begegnung ging ohne Probleme über die Bühne“, kann sich der ehemalige Prokurist einer Brauerei noch gut an sein Debüt erinnern.

 

Die Karriere von Burger ging fortan steil nach oben. Bereits drei Jahre später pfiff der verheiratete Familienvater Spiele in der Bezirksliga, nach zwei weiteren Spielzeiten folgte schon der Aufstieg in die damals vierthöchste deutsche Spielklasse, die Landesliga. Hier sollte Burger in der Saison 1971/72 mit dem 3:0-Sieg des TSV Karlburg über den SC Kreuzwertheim eines seiner persönlichen Highlights erleben. „Es war damals das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenersten und Zweiten. Auf dem Sportplatz standen die 3500 Zuschauer in Dreierreihen“, berichtet der 75-jährige. Nach acht Jahren in der Landesliga musste Burger aus beruflichen Gründen jedoch kürzer treten und zog sich wieder auf die Kreisebene zurück.

 

Doch wie kam Edgar Burger überhaupt zu seinem innig geliebten Hobby ? „Ich habe in den Jugendmannschaften des TSV Partenstein Fußball gespielt. Danach bin ich zu den Keglern gewechselt und das Interesse am Fußball ist zunächst abgeflacht“, so Burger. Nachdem bei vielen Kegelvereinen damals noch stark geraucht wurde, suchte der Großwelzheimer nach einer neuen Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft – ohne den lästigen blauen Dunst. „Regelrecht aus heiterem Himmel wurde ich vom damaligen Bezirksschiedsrichterobmann Peter Aulbach angesprochen, ob ich nicht Interesse an der Schiedsrichterei hätte“, schildert Burger seinen ersten Kontakt zu den Unparteiischen.

 

Mittlerweile ist der rüstige Rentner seit 46 Jahren aktiver Schiedsrichter und hat schon über 2000 Spiele geleitet. Mit lediglich rund 30 roten Karten und nur einem Spielabbruch kann er zudem eine mehr als einwandfreie Bilanz vorweisen. Ausgerechnet erst im reifen Alter von 75 Jahren musste Edgar Burger im vergangenen September zum ersten Mal eine Begegnung vorzeitig beenden. „Beim Spiel zwischen Dreieichenhain und Italsud Offenbach schubste der Linienrichter, der auch Vater eines Dreieichenhainer Spielers war, einen Italiener nach einem Foul an seinem Sohn um. Der Präsident von Italsud wollte danach, dass seine Mannschaft nicht mehr weiterspielt, so dass ich das Spiel abbrechen musste“, bedauert der Rentner den Vorfall.

 

Eine Aussage ist Edgar Burger in Zusammenhang mit seinem Hobby besonders wichtig: „Ohne den Rückhalt und die Akzeptanz meiner Frau und der beiden Kinder hätte ich niemals so lange als Schiedsrichter wirken können.“ Und was sagt der Großwelzheimer zum leidigen Thema Gewalt auf Amateursportplätzen? „Das hat auf dem Sportplatz überhaupt nichts zu suchen. Ich persönlich hatte diesbezüglich aber noch nie Probleme“, so Burger. Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept hat der Referee sofort eine Antwort parat: „Man muss mit den Spielern viel kommunizieren. Und wenn das nichts bringt, dann muss man halt durchgreifen.“ Stellt sich abschließend die Frage, wie lange Edgar Burger seine Sonntage noch auf den Fußballplätzen verbringen will ? „Eigentlich wollte ich nach dieser Saison aufhören. Wenn wir genug Nachwuchskräfte hätten, dann hätte ich schon längst Schluss gemacht.“ Doch es dauert nur einen kurzen Moment, bis der 75-jährige sein Statement mit einem Augenzwinkern korrigiert: „So lange meine Gesundheit noch mitmacht und ich geistig fit bin, werde ich wohl noch pfeifen.“
Jörg Albert